Erfahrungsbericht stationärer Aufenthalt (freiwillig)
Erfahrungsbericht 3.12.2020 bis 17.12.2020
Krankenhaus Hietzing Station 2B
Wie ihr mitbekommen habt, war der Start etwas holprig und ich hätte am Liebsten bereits an den ersten 2 Tagen das Handtuch geworfen. Meine Schwester hat dann zu mir gemeint:
"Michi, erinnere dich wie es vor 6 Jahren im AKH war. Da hast du auch etwas Zeit gebraucht um anzukommen" - und sie hat Recht behalten.
In den ersten Tagen, hab ich euch eh berichtet, war es also etwas schwer. Noch keine Therapien, das Zimmer kahl, man kannte noch niemanden und das Umfeld war allgemein natürlich noch ungewohnt.
Ich bekam gleich mal das Zimmer ganz hinten, was, wie ich dann mit der Zeit heraus gefunden hab, gar net negativ zu werten war, weil es nichts mehr bedeutet hat, als dass ich SUB-Akut eingestuft wurde. Also es war bei mir keine Selbst- oder Fremdgefährdung zu erwarten. Was aber natürlich bedeutet hat, dass es Menschen hier gibt, von denen davon auszugehen war. Allerdings war, so wie ich das gemerkt habe, lediglich von Selbstgefährdeten Menschen auszugehen.
Der Therapieplan hielt sich über den kompletten stationären Aufenthalt sehr rar, was schlichtweg damit zu tun hatte, dass in Zeiten von Corona, einfach keine großen Gruppen zustande kommen durften.
So stand bei mir folgender Therapieplan am Ende:
Täglich:Morgenaktivierung (20 Minuten Rundspaziergang, gleich nach dem Frühstück, am Gelände mit dem Physiotherapeuten)
Montag, Mittwoch, Freitag:Morgenkreis (direkt nach der Morgenaktivierung zusammen mit der Psychotherapeutin im Gruppentherapieraum, wo im allgemeinen beredet wurde wie es uns heute geht - Dauer 15 Min)
Dienstag:Stationsparlament (nach der Morgenaktivierung eine Zusammenkunft mit einem Pfleger der Station um Dinge auf der Station zu besprechen, was uns stört etc.)
Montag, Mittwoch, Donnerstag:
Ergotherapie (so eine gemütliche Runde. Haben uns zuerst immer einen Tee und einen Kakao gemacht und gemeinsam getrunken, dann waren wir gemütlich eine Rauchen und dann hat sich jeder eine Aktivität gesucht. Ich hab zb. meinem Sohn ein Acrybild gezeichnet und meiner Mutter eine Lebensblume bemalt.)
Mittwoch und Freitag:Physiotherapie (auch sehr gemütlich und absolut Körperentspannend aber auch Aktivierend)
Donnerstag:NADA - Akupunktur (auch unheimlich entspannend, dachte NIE, dass das etwas für mich sein könnte)
Dienstag:Gruppentherapie (die Psychotherapeutin hat das echt gut gemacht. Haben uns über die Lebenspyramide unterhalten und das empfand ich persönlich als unheimlich interessant)
Montag:
Einzeltherapie (nie dachte ich, dass mich eine Therapeutin oder ein Therapeut so mitreissen kann und mir so viel auf den Weg mitgeben kann, so dass ich wirklich teilweise begonnen hab für mich umzudenken. So eine einfühlsame, tolle Therapeutin)
Mittwoch und Freitag:Musiktherapie (wir haben uns in einen Kreis gesetzt und jeder durfte sich ein Instrument nehmen, worauf wir dann gemeinsam musiziert und gesungen haben)
Alles zusammen, waren alle Therapien extrem wohltuend, auch wenn es oft eine Überwindung war hin zu gehen. Aber wenn man mal dabei war, wars echt super.
Das Publikum allgemein war bunt gemischt und ich hab nette Leute kennen gelernt, wo wir Abends Spieleabende veranstaltet haben, was wirklich gut zwecks Zeittotschlagen war. Weil teilweise war es echt total mühsam und langweilig.Schlussendlich habe ich mich dann heute, einen Tag früher als geplant, selbst entlassen, weil es auf der Station sehr unruhig wurde, da viele neue Patienten aufgenommen worden sind. Ich hatte die Befürchtung, dass ich mich sonst eventuell mitreissen lassen könnte, weil ich die notwendige Ruhe nicht mehr hatte.
Deswegen bin ich heute schon zu Hause.
Eingestellt auf Medikamente und zuversichtlich, dass ich jetzt über einen längeren Zeitraum stabil bin wieder....und wenn nicht, weiß ich, dass ich dort Ärzte, Pfleger und Therapeuten habe, die mir auf Augenhöhe begegnen und mir im gegebenen Fall helfend zur Seite stehen